- 15. September 2025
- Posted by: Mario Kraatz
- Categories: 1. Examensvorbereitung, Tipps fürs Studium
Hätte ich diesen Fehler doch nicht in der BGB Examensklausur gemacht …
Damit Du Dir nicht derartige Gedanken machen musst, möchten wir Dich vor fünf besonders heimtückischen Fehlern in Examensklausuren warnen, die Dir bei der Bewertung Deiner Klausur zum Verhängnis werden könnten!
Viele Studentinnen und Studenten legen den Fokus in ihrer Jura Examensvorbereitung rein auf das Fachliche und versuchen, sich schließlich auch beim Klausurenschreiben ausschließlich darauf zu konzentrieren, juristische inhaltliche Fehler zu vermeiden. Dabei werden gewichtige andere Bewertungsfaktoren übersehen, die zu erheblichen Punktabzügen führen. Aus diesem Grund möchten wir Dir heute die folgenden fünf heimtückischen Fehler vorstellen, die Du in Deiner Jura-Examensklausur möglichst vermeiden solltest!

1. Auch unter Zeitdruck wichtig: ordentliche Schrift
Du solltest beim Anfertigen der Falllösung in der Examensprüfung unbedingt auf Dein Schriftbild achten. Gib Dir, auch wenn Du eine eher unordentliche und unleserliche persönliche Handschrift hast, möglichst viel Mühe und behalte im Hinterkopf, dass sich Dein Prüfer oder Deine Prüferin nicht mehr als eine Stunde Zeit (oder weniger) zur Korrektur Deiner Klausur nehmen wird.
Ist etwas unleserlich geschrieben, trägt der Bearbeiter (also Du) am Ende das Risiko, dass das Geschriebene nicht bewertet werden kann bzw. zu Punktabzügen führt, weil der Prüfer sich nicht die Zeit nehmen wird, Deine unordentliche Schrift zu entziffern.
Beuge dem Ärgernis bei der Korrektur daher am besten vor, indem Du eine objektiv ansprechend aussehende Klausurlösung abgibst. Bestenfalls hast Du diese auch nicht mit einem schmierenden Kugelschreiber, sondern mit einem besseren Schreibwerkzeug (etwa einem Füller oder Tintenroller) verfasst.
Hinweis: Für all diejenigen unter Euch, die ein schlechtes Schriftbild haben, sei erwähnt, dass das E-Examen immer mehr Einzug hält. In vielen Bundesländern wird das E-Examen bereits im zweiten Examen angeboten und das erste Staatsexamen folgt nach und nach.
2. Sachverhalt und Bearbeitervermerk der Klausur beachten
a) Der Sachverhalt gibt den Rahmen vor (gilt im Zivilrecht, Öffentlichen Recht und Strafrecht!)
Die erste Klausur im Öffentlichen Recht und dann die Überraschung: 3-4 Seiten mit Kleinschrift und darunter noch viele unbekannte, exotische Normen. Insbesondere im öffentlichen Recht treten komplexe Sachverhalte häufig auf. Viele Prüflinge gehen dann nachlässig vor und übersehen häufige Fehler. Einer der häufigen und typischen Fehler in juristischen Klausuren.
Achtung!
So gut wie jede Information im Sachverhalt hat ihre Bedeutung. Dies betrifft neben dem Öffentlichen Recht auch das Strafrecht und das Zivilrecht. Wenn man große Teile des Sachverhalts später nicht in der Klausurlösung subsumiert, ist das ein ganz gewichtiges Indiz dafür, dass man eine falsche Lösung hat, was häufig auf eine mangelhafte Schwerpunktsetzung hinweist.
b) Der Bearbeitervermerk gibt den Weg vor!
Weiterhin wird in vielen Fällen der Bearbeitervermerk nicht beachtet. Hieraus ergeben sich die zentralen Arbeitsanweisungen, die für Deine Prüfung maßgeblich sind. Beachtest Du die Fallfrage nicht, wirst Du die Einschränkungen, die vom Ersteller der Klausur gewollt sind, Anspruchsgrundlagen bzw. Deliktsarten, die beispielsweise nicht zu prüfen sind, nicht beachten können. Somit wirst Du dann unnötig Zeit aufwenden für Prüfungsteile, die am Ende gar nicht in die Bewertung einfließen können.
Im Gegenteil, es führt eher zu Punktabzügen, wenn Du ineffektiv prüfst und die Schwerpunktbildung verfehlst, denn hierin liegt eine der Kompetenzen, die Dir im Examen abverlangt wird: Du sollst zeigen, dass Du es beherrschst, effektiv unter Zeitdruck zu arbeiten – das heißt, nur die Punkte zu prüfen, nach denen in der konkreten Klausur, die vor Dir liegt, wirklich gefragt ist.
3. Struktur der Prüfungsschemata beherrschen
Oftmals scheitern Klausuren auch daran, dass die grundlegende Struktur der Anspruchsprüfung nicht eingehalten wird. Eine der wenigen Dinge, die Du in Deiner Examensvorbereitung auswendig lernen solltest, sind die grundlegenden Prüfungsschemata.
Nicht jeder Anspruchsaufbau lässt sich so einfach aus dem Gesetzeswortlaut ableiten. Es ist daher essenziell, die Struktur zu beherrschen, um so in der Examenssituation nicht durcheinander zu geraten. Du machst es Deinem Prüfer bzw. Deiner Prüferin im Übrigen besonders leicht, wenn Du eine klare Struktur beherrschst und anwendest. Denn so findet er bzw. sie später bei der Korrektur die einzelnen Punkte leichter in der Lösungsskizze wieder und kann schnell Punkte vergeben!
Tipp zum Lernen
Schreib Dir hierzu am besten Karteikarten und versuche, auch zu verstehen, was sich hinter den Stichpunkten des jeweiligen Schemas verbirgt und wieso ein Anspruch gerade in der Reihenfolge geprüft wird, um es Dir besser einzuprägen.
4. Erkennbare Gliederung Deiner Klausurlösung
Einige Examenskandidatinnen und -kandidaten schreiben ihre Examensklausur, ohne den Text in sich zu gliedern.
Jeder Text wird leserlicher und besser verständlich, wenn er wenigstens grobe Strukturmerkmale aufweist: Absätze, Überschriften, Zwischenüberschriften, Unterpunkte etc.
Für Deine Jura-Examensklausur bedeutet das, dass Du mindestens für die großen Prüfungspunkte eine deutliche Kenntlichmachung durch Absätze und Überschriften einplanen solltest – beispielsweise im Strafrecht je einen neuen Gliederungspunkt für die einzelnen Straftatbestände.
Das Gleiche gilt für die zivilrechtlichen Anspruchsgrundlagen. Halte diese Gliederung auch sauber ein und schaffe Struktur und Übersichtlichkeit, die es dem Prüfer oder der Prüferin später möglichst leicht macht, sich in Deiner Klausurlösung zu orientieren.
5. Muss jeder Jurist beherrschen: fehlerfreie Rechtschreibung und Grammatik
Achte schließlich auch auf eine einwandfreie Grammatik, korrekte Rechtschreibung und einen angemessenen Schreibstil.
Orientiere Dich dazu auch an der juristischen Schreibweise in Gerichtsurteilen und -entscheidungen bzw. in den Lösungsskizzen, die Du aus Deiner Vorbereitung kennst. So eignest Du Dir typische juristische Formulierungen an, die kurz und knapp das Richtige wiedergeben.
Bilde auch sonst, soweit möglich, kurze und knappe Sätze – Kettensätze kommen nicht gut an. Sie lesen sich nicht gut, der Prüfer oder die Prüferin verliert so den Faden und versteht letztlich nicht, was Du zum Ausdruck bringen willst. Versuche Dich nicht an möglichst hochgestochenen und komplexen Sprachkonstruktionen. Solche werden ohnehin nicht gerne gesehen. Besser ist es, einfach zu strukturieren, eine leicht verständliche Sprache zu verwenden, Wiederholungen und Füllwörter zu vermeiden und so die Korrektur möglichst angenehm zu machen.
Die wichtigsten Punkte in der Übersicht
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Möglicher Fehler |
Details |
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Ordentliche Schrift |
Achte auf leserliche Handschrift, um Punktabzüge zu vermeiden. Besseres Schreibwerkzeug (z.B. Füller) verwenden. |
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Sachverhalt & Bearbeitervermerk |
Sachverhalt und Bearbeitervermerk sind entscheidend. |
|
Struktur der Prüfungsschemata |
Prüfungsschemata beherrschen, um Struktur zu bieten und die Korrektur zu erleichtern. Skripte und Karteikarten helfen beim Lernen. |
|
Gliederung der Klausurlösung |
Gliedere Deine Lösung klar mit Absätzen, Überschriften und Zwischenüberschriften, um Lesbarkeit und Übersicht zu verbessern. |
|
Rechtschreibung & Grammatik |
Achte auf fehlerfreie Rechtschreibung, Grammatik und einen klaren, verständlichen Schreibstil ohne unnötige Komplexität. |
6. Fazit: Die richtige Klausurtechnik kann erlernt werden
Wenn Du diese fünf häufig übersehenen Fehler vermeidest, hast Du in der Examensklausur schon viel gewonnen – nicht nur fachlich, sondern auch im Hinblick auf Struktur, Lesbarkeit und Effizienz. Nutze dieses Wissen als Deinen kleinen Vorsprung und geh mit klarem Kopf, guter Vorbereitung und dem Blick fürs Wesentliche in Deine Prüfung. Du hast es drauf – jetzt liegt es an Dir, es zu zeigen!
Gerne begleiten wir Dich durch Deine Examensvorbereitung hin zu einem erfolgreichen Juraexamen! Mit der Kraatz Group entscheidest Du Dich für ein Repetitorium, das seit über 20 Jahren erfolgreich viele tausend Jurastudenten auf ihrem Weg zum Prädikatsexamen begleitet hat. Du profitierst von der Erfahrung hochqualifizierter Dozenten, innovativen Lernmethoden und individueller Betreuung – ob im Präsenzunterricht, online oder in flexibler Kombination. Jura Einzelunterricht oder kleine Gruppen, persönliche Begleitung und eine klare Struktur machen Deine Examensvorbereitung nicht nur effizient, sondern auch motivierend und zielgerichtet.
RA Mario Kraatz
Gründer und Geschäftsführer der Kraatz Group
7. FAQ – Heimtückische Fehler in der Examensklausur
1. Warum ist mein Schriftbild in der Klausur überhaupt wichtig?
Weil Prüfer nur begrenzt Zeit zur Korrektur haben. Sie verdienen ohnehin nicht viel und möchten sich daher nicht unnötig aufhalten. Ist Deine Schrift unleserlich, riskierst Du Punktverluste, da Inhalte übersehen oder nicht verstanden werden. Eine saubere, lesbare Klausur erleichtert die Bewertung – und sorgt im Zweifel für wohlwollendere Korrekturen.
2. Was ändert sich mit dem E-Examen?
Durch das E-Examen ist Dein Schriftbild immer perfekt. Anstatt an Deinem Schriftbild zu arbeiten, musst Du nun sehen, dass Du das 10-Finger-System erlernst, um möglichst schnell zu schreiben. Denn eins ist sicher: Eine Examensklausur ist immer ein Kampf gegen die Zeit; gerade im Strafrecht. Im Übrigen gelten die o.g. Fehler aber weiterhin.
3. Was passiert, wenn ich die Fallfrage nicht richtig beachte?
Dann verlierst Du kostbare Zeit mit der Prüfung irrelevanter Punkte und riskierst, die Schwerpunkte der Klausur zu verfehlen. Das kann zu massiven Punktabzügen führen – obwohl Dein juristisches Fachwissen eigentlich korrekt ist. Letztlich ist es wie früher bei einem Aufsatz in der Schule: Wer am Thema vorbeischreibt, riskiert, durchzufallen.
4. Reicht es nicht, einfach „irgendwie“ juristisch zu argumentieren?
Nein. Eine saubere Struktur anhand der gängigen Prüfungsschemata ist essenziell für die Klausurbearbeitung. Eine Examensklausur ist kein Besinnungsaufsatz. Nur so zeigst Du, dass Du juristisch systematisch denkst – eine Kernkompetenz im Examen.
5. Warum ist die Gliederung meiner Lösung so entscheidend?
Eine klare Gliederung mit Absätzen, Überschriften (z.B. A. Zulässigkeit der Klage; B. Begründetheit der Klage) und Unterpunkten (z.B. I. Eröffnung des Rechtswegs) macht es dem Korrektor leicht, Deinen Gedankengang nachzuvollziehen. Das erhöht die Verständlichkeit und kann sich direkt positiv auf Deine Punktzahl auswirken. Auch zeigt eine klare Gliederung, dass Du den Gutachtenstil sicher beherrschst.
6. Ist Rechtschreibung wirklich so entscheidend im Examen?
Ja. Eine fehlerfreie, klar formulierte Sprache zeigt, dass Du sorgfältig juristisch arbeitest und Deinen Prüfer ernst nimmst. Korrekte Ausdrucksweise und juristisch präzise Formulierungen unterstreichen Deine juristischen Fähigkeiten, zumal die Juristerei von einer präzisen Sprache lebt.
7. Wie wichtig ist das Zitieren der Normen?
Sehr wichtig! Du musst Deinem Prüfer immer mitteilen, welche Norm Du gerade prüfst. Dazu gehört natürlich auch, dass Du die jeweiligen Normen möglichst genau und richtig zitierst. Wie das geht, erfährst Du in unserem Artikel zur Zitierweise.
8. Wie geht der Gutachtenstil?
Der Gutachtenstil funktioniert in vier Schritten:
- Obersatz
- Definition
- Subsumtion
- Ergebnis
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