- 20. Oktober 2025
- Posted by: Hendrik Heinze
- Categories: 2. Examensvorbereitung, Karriereperspektiven

Der Horror für jeden Referendar: mehrmals im 2. Jura Examen durchgefallen
Heute behandeln wir ein ernstes, aber notwendiges Thema: den Gnadenversuch im 2. Staatsexamen.
Nicht wenige Referendare stehen nach gut 8–10 Jahren der juristischen Ausbildung vor dieser Herausforderung – alles oder nichts!
Aber es ist wichtig zu wissen, dass dies nicht das Ende Deiner Karriere als Jurist bedeutet. Im heutigen Beitrag möchte ich Dir meine besten Ratschläge auf den Weg geben, wie Du Deinen Jura Gnadenversuch erfolgreich meistern kannst.
In über 20 Jahren Erfahrung als juristisches Repetitorium haben wir schon vielen Referendaren dabei geholfen, ihren Letztversuch erfolgreich zu bestehen! Und denk daran, die Karten werden neu gemischt: Es gibt sogar manche Juristen, die ihren letzten Versuch mit einem Prädikatsexamen abgeschlossen haben!
I. Wie bekomme ich die Chance eines Gnadenversuchs im Referendariat?
In manchen Bundesländern wird der Gnadenversuch fast immer gewährt (z.B. Hessen), während der Antrag zur Zulassung zur zweiten Wiederholung in anderen Bundesländern einigen Begründungsaufwand erfordert (z.B. NRW).
Auch ist der Antrag innerhalb einer bestimmten Frist zu stellen.
Die Voraussetzungen Deines Justizprüfungsamts sind am besten in Absprache mit einem versierten Rechtsanwalt zu klären, zu prüfen und entsprechend umzusetzen. Hier sollte man nichts dem Zufall überlassen, denn jetzt geht es um alles oder nichts.
Es empfiehlt sich aber auf jeden Fall, diese Chance zu nutzen.
II. Wie solltest Du den Gnadenversuch (dritter Versuch) im 2. Staatsexamen angehen?
Wenn Du im ersten oder zweiten Staatsexamen vor Deinem letzten Versuch stehst, ist eines klar: Du musst etwas anders machen. Deine bisherige Examensvorbereitung hat offensichtlich nicht so funktioniert, wie Du es Dir gewünscht hast.
Der Schlüssel liegt darin, Deine Herangehensweise zu ändern. Dessen musst Du Dir bewusst sein. Im Folgenden möchte ich Dir 8 essenzielle Tipps für die Vorbereitung auf Deinen Gnadenversuch im zweiten Examen mitgeben:
- Selbstreflexion und Feedback
- Problembewusstsein entwickeln
- Effiziente Zeiteinteilung & materielles Wissen
- Erstelle einen Lernplan
- Familie und Unterstützung
- Die richtige Einstellung: Sogar ein Prädikatsexamen ist möglich
- Vorbereitung ist alles
- Professionelle Unterstützung
Lesetipp: Lies Dir auch gerne unseren allgemeinen Artikel zur Vorbereitung auf das zweite Staatsexamen durch.
1. Selbstreflexion und Feedback
Viele haben bereits genügend Übungsklausuren geschrieben, das ist klar. Doch jetzt geht es darum, das Ganze nicht nur über Dich ergehen zu lassen, sondern aktiv zu werden, insbesondere wenn eine nochmalige Wiederholung der Prüfung im Gnadenversuch gestattet wird.
Suche Dir Gesprächspartner, die bereits erfolgreich im Examen waren. Vielleicht möchtest Du auch privaten Einzelunterricht in Anspruch nehmen? Wichtig ist, dass Du Rückmeldungen zu Deinen Klausuren erhältst.
Rückmeldung durch erfahrene Juristen macht den Unterschied
Es ist absolut entscheidend, dass die Person, die Deine Klausuren korrigiert, wirklich Ahnung hat. Idealerweise ist diese Person sogar Prüferin oder Prüfer am Justizprüfungsamt. So bekommst Du sofortige und präzise Rückmeldungen. Gehe jede Seite Deiner Klausur durch und besprich sie mit Deinem Korrektor. Achte darauf, wie Deine Obersätze formuliert sind, wie gut Deine Subsumtion funktioniert und ob Du die Probleme richtig erkennst und an den richtigen Stellen einbaust.
2. Problembewusstsein entwickeln
Ein häufiges Problem ist, dass Du an unproblematischen Stellen unnötige Probleme hineininterpretierst. Das kann dazu führen, dass die Prüfer am Ende sagen: „Diese Person besteht das Examen nicht“, weil kein klares Problembewusstsein vorhanden ist. Gerade dieses ist aber im zweiten Examen, dem Praktikerexamen, elementar. Daher ist es wichtig, an unproblematischen Stellen möglichst kurz und prägnant zu sein.
3. Effiziente Zeiteinteilung & materielles Wissen
a) Du musst immer fertig werden
Damit kommen wir auch zum nächsten Problem. Im zweiten Examen musst Du fertig werden. Das beste anwaltliche Gutachten nützt Dir wenig, wenn der praktische Schriftsatz nicht beendet wird. In diesem Fall ist es wahrscheinlich, dass man eine Note unter dem Strich erzielt. Denn es geht schließlich darum, eine praktische Leistung, d.h. den Schriftsatz, abzugeben.
b) Die Zeiteinteilung und das materiell-rechtliche Wissen
Wie sieht Deine Zeiteinteilung aus? Musst Du daran arbeiten?
Und wie steht es um Dein materiell-rechtliches Wissen? Bedenke, dass das materielle Recht noch immer ca. 70 % der Bewertung ausmacht. Dies vergessen viele Referendare oder verlassen sich zu sehr auf den Kommentar.
Bei nur 5-Zeitstunden und Aktenauszügen mit teilweise über 20 Seiten hat man jedoch nicht immer die Zeit, Dinge im Kommentar nachzuschlagen. Der Prüfungsaufbau und die Basics müssen auch im 2. Examen sitzen. Den Kommentar sollte man nur für Detailfragen nutzen.
Diese Fragen sind entscheidend. Wenn Du Dir über diese Punkte im Klaren bist, kannst Du gezielt an Deinen Schwächen arbeiten und bist besser vorbereitet.
Lesetipp: Lies Dir unseren Artikel mit den 10 wichtigsten Tipps für bessere Assessorklausuren durch.
4. Erstelle einen Lernplan
a) Der „Schlachtplan“ für Deinen letzten Versuch
Ein gut strukturierter Lernplan ist unerlässlich. Plane Deine Vorbereitung auf Deinen Gnadenversuch akribisch. Wenn Du unsicher bist, kannst Du gerne einen kostenlosen Beratungstermin oder eine Probestunde bei uns buchen. Unsere Dozenten helfen Dir dabei, einen effektiven Lernplan zu erstellen.
b) Die richtigen Jura Lermaterialien
In diesen Kontext gehört auch die Auswahl der richtigen Lernmaterialien. Hattest Du zu wenig materiell-rechtliches Wissen für die zweite juristische Staatsprüfung? Viele Referendare vernachlässigen das materiell-rechtliche Wissen, obwohl dieses ca. 70 % der Klausurnote ausmacht. In diesem Fall solltest Du auf klausurorientierte Skripte zum materiellen Recht zurückgreifen.
Weitaus häufiger hat die fehlende Klausurpraxis aber zum Durchfallen im zweiten Staatsexamen geführt. Zwischen Stationen, Arbeitsgemeinschaften, ggf. familiären Verpflichtungen und / oder einem Nebenjob im Referendariat bleibt oftmals zu wenig Zeit für das Klausurenschreiben.
5. Familie und Unterstützung
Denke daran, dass auch Deine Familie hinter Dir stehen muss. Sprich offen mit Deinen Eltern, Verwandten oder Lebenspartnern und mache ihnen klar: „Ich werde jetzt für die nächsten 6 bis 12 Monate intensiv lernen, um diesen großen Schmerzpunkt in meinem Leben zu überwinden.“ Es ist wichtig, dass alle verstehen, dass Du Dich nun zurückziehen musst, um erfolgreich zu sein.
6. Die richtige Einstellung: Sogar ein Prädikatsexamen ist möglich
Es ist möglich, aus einer Niederlage aufzustehen und erfolgreich zu sein. Du kannst den Kopf der neuen, mehrköpfigen Examensschlange abschlagen und vielleicht sogar mit einem Prädikat abschließen. Mach Dir klar: Es ist machbar! Du kannst nicht unvorbereitet ins Examen gehen. Jedes Gefühl der Unvorbereitetheit resultiert oft aus mangelnder Vorbereitung oder dem Lernen auf Lücke.
7. Vorbereitung ist alles
Wie der alte chinesische General Sunzi sagte: „Die Kunst des Krieges“ – ein Krieg ist schon gewonnen, bevor er beginnt. Das gilt auch für Deine Examensvorbereitung. Du musst Dich so gut vorbereiten, dass Dich nichts überraschen kann. So hart es klingt, aber das ist die Realität. Du musst mit Ruhe und Gelassenheit in den Prüfungsraum gehen und wissen, dass Du gut vorbereitet bist.
8. Suche Dir professionelle Hilfe
Du bist nicht allein. In über 20 Jahren Erfahrung als Repetitorium haben wir schon vielen Referendaren, die sich an Deiner Stelle befunden haben, zu einem erfolgreichen zweiten Staatsexamen verholfen.
Tipp: Wenn Du dann die schriftliche Staatsprüfung bestanden hast, helfen wir Dir auch gerne bei der Vorbereitung auf die mündliche Prüfung!
III. Prüfungsanfechtung
Du solltest neben dem Gnadenversuch auch die Prüfungsanfechtung Deines nicht bestandenen Wiederholungsversuchs in Erwägung ziehen. Da die Prüfungsanfechtung aber einige Zeit, bei einem Klageverfahren sogar bis über ein Jahr, in Anspruch nehmen kann und der Gnadenversuch grds. fristgebunden ist, sollte die Prüfungsanfechtung parallel zur Vorbereitung auf den Gnadenversuch erfolgen.
Hierzu solltest Du einen qualifizierten Rechtsanwalt, der sich auf das Prüfungsrecht spezialisiert hat, beauftragen. Beauftrage keinesfalls einen Generalisten, denn das Prüfungsrecht hat es in sich. Kurz gesagt: Man muss Beurteilungsfehler finden, die nicht in den sehr weiten Beurteilungsspielraum des Prüfers fallen. Das erfordert einiges an Erfahrung. Zudem sollte auch das taktische Vorgehen gegenüber dem JPA nicht unterschätzt werden. Dies alles kann nur ein Spezialist.
Auch wenn die Erfolgsquoten von Prüfungsanfechtungen im Durchschnitt unterhalb von 10 % liegen, lohnt sich der finanzielle Aufwand aufgrund der immensen Bedeutung des zweiten Staatsexamens in jedem Fall.
Ablauf einer Prüfungsanfechtung
Im Normalfall läuft die Prüfungsanfechtung dann wie folgt ab:
- Akteneinsicht durch den Rechtsanwalt
- Widerspruch (§§ 68 ff. VwGO)
- Überdenkungsverfahren: Die Prüfer (Erstprüfer und Zweitprüfer) bekommen die Begründung Deines Widerspruchs, können ihre Bewertung überdenken und ggf. zu Deinen Gunsten ändern.
- Widerspruchsbescheid durch das JPA: Falls die Prüfer die Note nicht anheben, prüft das JPA Deinen Widerspruch. Dabei ist es nicht an die Einschätzung der Prüfer gebunden.
- Wird der Widerspruch durch das JPA abgelehnt, kann man Klage erheben.
IV. Karrierewege als Jurist ohne zweites juristisches Staatsexamen
Das Nichtbestehen des zweiten Staatsexamens bedeutet außerdem nicht das Ende der Karriere. Es gibt verschiedene Alternativen, um weiterhin erfolgreich zu sein:
- Zusätzliche Qualifikationen: Ein LL.M. (Master of Laws) oder ein MBA (Master of Business Administration) können helfen, sich beruflich neu auszurichten. Ein LL.M. kann auch den Weg zu einer ausländischen Anwaltszulassung eröffnen. Ein MBA kombiniert juristisches Wissen mit wirtschaftlichen Kenntnissen und erweitert die beruflichen Chancen.
- Juristische Berufe ohne 2. Examen: Berufe wie Unternehmensjurist oder Positionen im öffentlichen Dienst erfordern nicht zwingend das 2. Staatsexamen.
- Fachliche Umorientierung: Das juristische Wissen kann in anderen Bereichen wie Journalismus oder Personalwesen angewendet werden. Auch eine Umorientierung in ein anderes Studienfach ist eine Möglichkeit, wenn man nicht weiter im klassischen juristischen Bereich arbeiten möchte.
V. Fazit
Um sich auf den Gnadenversuch vorzubereiten, sind mehrere Schritte entscheidend: Selbstreflexion, effiziente Zeiteinteilung, gezielte Verbesserung des materiellen Wissens und das Einholen von Feedback durch erfahrene Dozenten. Ein strukturierter Lernplan und Unterstützung von Familie und Freunden sind ebenfalls wichtig.
Du schaffst das! Gehe den Weg, trete in Aktion, und Du wirst es hinbekommen. Gerne helfen wir Dir dabei. Buche Dir jetzt Deinen kostenlosen Beratungstermin – direkt online und zeitlich flexibel! Wir freuen uns auf Dich.
Hendrik Heinze
Geschäftsführer Assessor Akademie & Jura Essentials Verlag
VI. FAQ – Gnadenversuch im zweiten Staatsexamen
1. Was ist ein Gnadenversuch?
Ein Gnadenversuch ist die Möglichkeit, das zweite Staatsexamen nach zwei gescheiterten Versuchen ein letztes Mal zu wiederholen.
2. Wie erhalte ich die Chance auf einen Gnadenversuch?
Die Zulassung zum Gnadenversuch muss beim jeweiligen Justizprüfungsamt beantragt werden. In manchen Bundesländern wird der Versuch quasi automatisch gewährt, in anderen ist eine umfassende Begründung erforderlich. Der Antrag muss innerhalb einer bestimmten Frist gestellt werden.
3. Was sollte ich für den Gnadenversuch ändern?
Die Vorbereitung auf den Gnadenversuch erfordert eine Änderung der Herangehensweise. Wichtige Punkte sind:
- Selbstreflexion und Feedback einholen
- Problembewusstsein entwickeln
- Effiziente Zeiteinteilung und Verbesserung des materiellen Wissens
- Erstellung eines detaillierten Lernplans
4. Wie viel Einfluss hat materielles Wissen auf die Prüfung?
Etwa 70 % der Bewertung im Examen basieren auf materiellem Recht. Daher ist es entscheidend, dieses Wissen gut zu beherrschen und nicht nur auf die Kommentare zurückzugreifen.
5. Welche Unterstützung benötige ich während des Gnadenversuchs?
Es ist wichtig, Unterstützung von Familie und Freunden zu haben, um sich auf das intensive Lernen konzentrieren zu können. Auch die Inanspruchnahme von professioneller Hilfe, z. B. durch ein Repetitorium, kann sehr hilfreich sein.
6. Ist es möglich, das Examen im Gnadenversuch mit einem Prädikat abzuschließen?
Ja, auch nach einem erfolglosen Versuch kann es gelingen, das Examen mit einem Prädikat zu bestehen. Dies erfordert jedoch eine umfassende und strukturierte Vorbereitung.
7. Kann ich eine Prüfungsanfechtung in Erwägung ziehen?
Ja, neben dem Gnadenversuch kann auch eine Prüfungsanfechtung in Betracht gezogen werden, wenn Du der Meinung bist, dass die Bewertung fehlerhaft war. Allerdings ist der Erfolg einer Anfechtung gering und der Prozess kann langwierig sein.
8. Welche Karriereoptionen habe ich ohne das zweite Staatsexamen?
Auch ohne das zweite Staatsexamen gibt es viele berufliche Möglichkeiten. Dazu gehören Positionen als Unternehmensjurist, Tätigkeiten im öffentlichen Dienst oder die Anwendung juristischen Wissens in Bereichen wie Journalismus oder Personalwesen. Zudem kann eine zusätzliche Qualifikation wie ein LL.M. oder MBA neue Karrierewege eröffnen.
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