- 27. Oktober 2025
- Posted by: Mario Kraatz
- Category: 1. Examensvorbereitung
 
		Ziel: die staatliche Pflichtfachprüfung im Freiversuch!
Jeder Jurastudent weiß, dass es sich beim „Freischuss“ um keinen Begriff vom Jahrmarkt handelt. Falls Du Dein Jurastudium unterhalb der Regelstudienzeit erfolgreich abschließen möchtest, hast Du Dich sicherlich schon mit der Möglichkeit des Freiversuchs auseinandergesetzt.

Sollte ich den Freischuss wahrnehmen?
Sofern Du noch zögerst und Dir unsicher bist, ob der Freischuss das Richtige für Dich ist, empfehle ich Dir unseren ausführlichen Artikel: Sollte ich den Freiversuch wahrnehmen?
An dieser Stelle möchte ich Dir die möglichen Vor- und Nachteile daher nur kurz im Überblick aufzeigen:
| Vorteile des Freiversuchs | Nachteile des Freiversuchs | 
| Schneller fertig: Der Freiversuch ermöglicht es, das Examen schneller abzuschließen und sich von anderen abzuheben. | Zusätzlicher Druck: Nervosität und Prüfungsangst können den Druck erhöhen, wenn man bisher nicht optimal vorbereitet ist. | 
| Kein Risiko: Der Freiversuch stellt einen zusätzlichen Versuch dar. | Ungenügende Vorbereitung: Wer sich nur wenig auf das Examen im Freiversuch vorbereitet, hat eine hohe Wahrscheinlichkeit, durchzufallen. | 
| Entspannte Prüfungsvorbereitung: Wissen, dass ein weiterer Versuch möglich ist, reduziert die Prüfungsangst und sorgt für mehr Ruhe. | Möglicherweise unerwünschte Note: Falls man den Freiversuch nur so gerade besteht, kann die erreichte Note im ersten Versuch unbefriedigend sein. | 
| Statistisch gute Erfolgsquote: Über 85 % der Examenskandidaten bestanden den Freiversuch laut offiziellen Zahlen. | 
Der bedeutendste Vorteil ist ein zusätzlicher Versuch, die Prüfungsleistungen des Staatsexamens abzulegen, ohne jedes Risiko. Auch wenn der Prüfling den Freischuss nicht besteht, hat man als Prüfling weiterhin zwei normale Versuche (Erstversuch und Wiederholungsversuch). Besteht er die Prüfung, kann er sich nicht mehr verschlechtern.
II. § 25 JAG regelt den Freiversuch in Nordrhein-Westfalen
- 25 JAG (Juristenausbildungsgesetz) NRW regelt den Freiversuch bei der staatlichen Pflichtfachprüfung in Nordrhein-Westfalen. Es gibt bestimmte Fristen und Voraussetzungen, die beachtet werden müssen, um den Freiversuch in Anspruch nehmen zu können. Hierauf werden wir gleich genauer eingehen.
Diese Regelung gilt im gesamten Bundesland. Es ist also unerheblich, ob Du in Münster, Bielefeld, Bochum, Düsseldorf, Köln oder Bonn studierst.
Achtung: Das Juristenausbildungsgesetz wurde reformiert (Abschichten fällt u.a. weg)
In NRW gab es eine Reform des Juristenausbildungsgesetzes (JAG). Für jede Anmeldung zur staatlichen Pflichtfachprüfung nach dem 18.8.2025 wird das Examen ausschließlich nach dem neuen Recht durchgeführt.
Die Reform hat keine direkten Auswirkungen auf den Freischuss an sich. Jedoch ist durch die JAG Reform die Möglichkeit des Abschichtens in NRW, die an den Freischuss gebunden war, weggefallen. Auch ist der Aktenvortrag in der mündlichen Prüfung nach dem neuen Recht weggefallen. Zudem gilt hinsichtlich des Pflichtfachstoffes der neue § 11 Abs. 2 JAG.
III. Welche Voraussetzungen hat der Freischuss in NRW?
Im Folgenden möchte ich auf alle maßgeblichen Voraussetzungen näher eingehen. Wichtig ist jedoch, dass Du immer die offiziellen Informationen des JPA im Blick hast. Hier sind die entscheidenden Anlaufstellen für Dich zusammengestellt:
- Landesjustizprüfungsamt
- Justizprüfungsamt OLG Hamm
- Justizprüfungsamt OLG Düsseldorf
- Justizprüfungsamt OLG Köln
1. Studienzeit von maximal 8 Semestern ohne Unterbrechung
Um den Freiversuch wahrzunehmen, musst Du Dich spätestens bis zum Abschluss des achten Fachsemesters Deines ununterbrochenen Studiums zur Teilnahme am ersten Staatsexamen beim Prüfungsamt anmelden.
Entscheidend ist hierbei der Eingang Deines Antrags beim JPA. Da die Post mitunter verzögert ausliefert, solltest Du mit Deinem Antrag nicht bis kurz vor Ablauf der Frist warten. Auch die JPAs weisen darauf hin, dass sie mitunter 6–8 Wochen Vorlauf benötigen. Daher solltest Du mit der Meldung zum Freischuss nicht zu lange warten.
Tipp
Falls Du Dein Studium jedoch unterbrochen hast und wieder einsteigen willst, haben wir den passenden Artikel für Dich: So gelingt Dein Wiedereinstieg ins Jurastudium
2. Für die Frist wird Folgendes nicht angerechnet:
Dein Freiversuch kann sich jedoch mehrere Semester nach hinten verschieben, falls Du eine oder mehrere der folgenden Voraussetzungen erfüllst:
a) Beantragung von Freisemestern nach § 25 Abs. 2 JAG NRW
Freisemester können u.a. beantragt werden, wenn einer der folgenden Punkte auf Dich zutrifft:
- Längere Krankheit
- Elternzeit
- Pflegezeit
- Behinderung
- Teilnahme an einem Moot Court
- Mitarbeit in einer studentischen Rechtsberatung (z.B. Law & Legal)
- Auslandsstudiums (Erasmus)
- Mitgliedschaft in einem Gremium Deiner Hochschule
Hinweis: Die Summe der Freisemester nach § 25 Abs. 2 JAG NRW ist gem. § 25 Abs. 5 JAG NRW auf insgesamt vier Semester beschränkt.
b) Corona
Außerdem werden Semester während der Corona-Pandemie (Sommersemester 2020, Wintersemester 2020/2021, Sommersemester 2021, Wintersemester 2021/2022) bei der Berechnung der 8 Semester nicht angerechnet. Hierzu gibt es ein entsprechendes Merkblatt.
c) Freisemester müssen beantragt werden
Letztlich kann sich der Freiversuch daher um einige Semester nach hinten verschieben. In jedem Fall musst Du etwaige Freisemester bei Deinem JPA beantragen. Diese werden nicht automatisch gewährt.
IV. Gute Jobs für Juristen nur mit Prädikatsexamen?
Wenn Du z.B. in Münster oder Köln arbeiten möchtest, hilft es Dir herzlich wenig, dass Du in vielen ostdeutschen Bundesländern schon mit befriedigend in der Justiz als Richter oder Staatsanwalt arbeiten kannst.
Daher möchten wir Dich mit den folgenden Tipps und Ratschlägen dabei unterstützen, dass Du den Freiversuch nicht nur „irgendwie“, sondern möglichst mit einem Prädikatsexamen bestehst.
V. Tipps & Ratschläge für einen erfolgreichen Freischuss
Damit der Freischuss von Erfolg gekrönt ist, muss er dezidiert vorbereitet werden. Du solltest Deinen Freiversuch wie den „Normalversuch“ angehen und nicht einfach „nur auf gut Glück“ mitschreiben.
Checkliste juristische Examensvorbereitung
- Plane Deinen Freischuss so früh wie möglich
- Stelle Dich Deinen „Baustellen“
- Erstelle einen Lernplan
- Lernmaterialien & Klausurentraining
- Mindset
- Professionelle Unterstützung suchen
1. Plane den Freiversuch rechtzeitig
Je früher Du Dein Ziel „Freischuss und Prädikatsexamen“ planst, desto erfolgreicher wirst Du es am Ende umsetzen können. Außerdem ist eine kurze Studiendauer im Studium der Rechtswissenschaft, eine wichtige Voraussetzung für die Ablegung des Freiversuchs, nur mit guter Planung möglich.
Du solltest folglich von Anfang Deines Jurastudiums an darauf achten, möglichst zielführend zu studieren. Dazu gehört u.a., Scheine und Praktika zeitnah abzulegen. Auch sollte Dir bewusst sein, dass eventuell notwendige Nebenjobs auf ein Minimum reduziert werden sollten.
Auch wichtige Themen wie das richtige Zeitmanagement im Jurastudium solltest Du rechtzeitig in Angriff nehmen.
2. Gehe Deine persönlichen „Baustellen“ rechtzeitig an
Leidest Du unter Angst vor Klausuren oder prokrastinierst?
Beides ist unter Juristen weitverbreitet, aber mit der richtigen Hilfe gut in den Griff zu bekommen.
Solche persönlichen „Baustellen“ (jeder hat die eine oder andere!) solltest Du bereits am Anfang Deines Jurastudiums angehen und keinesfalls bis in die stressige und fordernde Jura Examensvorbereitung schieben.
Achte außerdem auf Deine psychische Gesundheit und auf eine angenehme und produktive Lernatmosphäre.
3. Lernplan für Deinen Freischuss
Eine fundamentale Grundlage jeder Examensvorbereitung ist ein dezidierter Lernplan. Für Deine Vorbereitung auf Deinen Freischuss wirst Du oftmals weniger Zeit haben als die durchschnittlich 12 bis 18 Monate, die viele Jurastudenten für ihren Normalversuch lernen. Aber keine Sorge – mit der richtigen Planung ist auch eine Examensvorbereitung zwischen 6 und 9 Monaten möglich.
Wie erstellst Du einen guten Examensplan?
Hierzu habe ich Dir einen sehr ausführlichen Artikel verfasst: Jura Lernplan richtig für das 1. Examen erstellen. Sehr gerne helfen wir Dir auch im Rahmen des Einzelunterrichts dabei, Deinen individuellen Lernplan zu erstellen.
4. Lernmaterialien & Klausurtraining
In ihrer Jura Examensvorbereitung bevorzugen die meisten Jurastudenten klausurorientierte Skripte gegenüber Lehrbüchern.
a) Warum ist das der Fall?
Lehrbücher sind oftmals zu abstrakt geschrieben und weisen wenig Fallbezug auf. Außerdem sind sie schlicht zu umfassend. Kein Prüfling kann in jedem der vielen Rechtsgebiete ein 400–600 Seiten dickes Lehrbuch lesen und vor allem den dort dargestellten Stoff behalten. Dazu fehlt einem einfach die Zeit. Deshalb sind Skripte für die meisten Jurastudierenden die erste Wahl.
b) Karteikarten
Insbesondere zum Wiederholen eignen sich daneben aber auch selbstgeschriebene Karteikarten.
c) Lesetipp
Für bessere Konzentration beim Lernen empfehle ich Dir folgenden Beitrag: Bessere Konzentration im Jurastudium.
5. Klausurtraining
Neben den passenden Lernmaterialien ist es entscheidend, dass Du ausreichend Examensklausuren übst. Bei der schriftlichen Examensprüfung geht es nämlich nicht nur um das reine Wissen, sondern vor allem darum, innerhalb von fünf Stunden einen Fall in Klausurform zu bearbeiten. Das bedeutet, dass Du eine gut strukturierte Lösung im Gutachtenstil entwickeln musst, bei der die richtigen Schwerpunkte gesetzt sind und Du Dein abstraktes Wissen gezielt in den Prüfungsaufbau einbringst.
Es ist also wichtig, nicht nur theoretisches Wissen zu erlangen, sondern vor allem die praktische Arbeit an den Fällen und Klausuren zu trainieren. Das ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Examensvorbereitung.
6. Das richtige Mindset
Die entscheidenden Faktoren, die maßgeblich zum Erfolg im Studium der Rechtswissenschaften beitragen, sind eine optimistische Grundhaltung und eine beharrliche Ausdauer. Es ist wichtig, dass Du nicht die Motivation verlierst, wenn es zu Rückschlägen kommt. Behalte immer Dein Ziel vor Augen und bleibe am Ball.
Tipp
Auch zu den „Umfeldfaktoren“ wie mentaler Gesundheit oder Ernährung haben wir viele interessante Artikel auf unserem Blog. Schau Dich gerne einmal um.
7. Professionelle Unterstützung
Die höchsten Erfolgschancen hast Du mit erfahrenen Dozenten an Deiner Seite, die Dich auf Deinem Weg zu einem erfolgreichen Freischuss begleiten. Wir bereiten Dich nicht nur auf Deine Klausuren, sondern auch auf die mündliche Prüfung vor (z.B. bieten wir Dir u.a. eine Verfahrenssimulation der mündlichen Prüfung an).
Lerne uns gerne einmal unverbindlich in einem unserer kostenlosen Crashkurse oder im Rahmen Deines kostenlosen Beratungsgesprächs kennen.
RA Mario Kraatz
Gründer und Geschäftsführer der Kraatz Group
VI. FAQ – Die wichtigsten Fragen und Antworten
1. Was bedeutet „Freischuss“?
Der Freischuss ist eine zusätzliche Prüfungsmöglichkeit im ersten juristischen Staatsexamen. Diese wird Studenten gewährt, die ihre Leistungen in einer überdurchschnittlich kurzen Zeit erbringen.
2. Bis wann kann ich den Freischuss schreiben?
Den Freischuss musst Du in dem auf das achte Semester folgenden Examensdurchgang komplett ablegen. Allerdings kann sich diese Frist im Einzelfall deutlich verlängern (siehe oben, III. 2.).
3. Welche Vorteile hat der Freiversuch?
Durch den Freischuss hast Du einen Prüfungsversuch mehr. Dadurch wird Druck aus dem Prüfungsverfahren genommen, vor allem, wenn Du durch das Examen fällst. Auch ist der Freischuss eine Motivation, das Jurastudium innerhalb einer überschaubaren Zeit abzuschließen und nicht zum Langzeitstudenten zu werden.
4. Wie viele schaffen den Freischuss Jura?
Die Erfolgsquote im Freiversuch ist mit 85 % erstaunlich hoch und sogar höher als die Bestehensquote insgesamt im ersten Examen, die bei nur knapp 74 % liegt.
5. Wann gilt das neue JAG NRW uneingeschränkt?
Das neue JAG NRW gilt uneingeschränkt für jede Anmeldung zur staatlichen Pflichtfachprüfung nach dem 18.8.2025.
6. Wann sollte ich über den Freiversuch nachdenken?
Je früher, desto besser. Am besten solltest Du Dir schon nach Abschluss Deiner Zwischenprüfung Gedanken machen, ob Du den Freiversuch anstrebst, und Dein weiteres Studium dementsprechend danach ausrichten.
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Wir hoffen, Dir für Dein Studium oder Dein Referendariat hilfreiche Inhalte (Content) bereitgestellt zu haben. Wenn auch Du Dir auf dem Weg hin zum 1. Staatsexamen und dem 2. Staatsexamen den entscheidenden “Kick” nach vorne geben möchtest, informiere Dich hier gerne weiterführend über unsere Angebote.
 
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