Prädikatsjurist: Meine Jura Examensvorbereitung

Wir haben mit unserem ehemaligen Kursteilnehmer und heutigem Dozenten für Öffentliches Recht, Ass. jur. Thomas Bonerath, über seine erfolgreiche Examensvorbereitungszeit gesprochen!

Erfahre, wie er das Prädikatsexamen erreicht hat, und profitiere von seinen nützlichen Ratschlägen und Tipps.

Prädikatsjurist: Meine Jura Examensvorbereitung (1. Examen). Hilfreiche Tipps zur Examensvorbereitung für das Jura Staatsexamen: Repetitorium, Lernplan, Karteikarten, Klausuren und mehr.

I. Profitiere von den Erfahrungen eines erfolgreichen Juristen

In diesem Interview teilt Thomas Bonerath, Dozent für Öffentliches Recht bei der Kraatz Group, seine persönlichen Erfahrungen und praxisnahen Ratschläge aus seiner eigenen Vorbereitung auf das erste Staatsexamen, ergänzt um seine Erfahrungen aus vielen Jahren als Repetitor.

Das Gespräch mit RA Mario Kraatz gibt ehrliche Einblicke in den Alltag der juristischen Examensvorbereitung – von typischen Fehlern, die viele Studierende im Studium und der Vorbereitung auf das erste Staatsexamen machen, bis hin zu Lernmethoden, die Dich voranbringen.

Wenn Du an einer effektiven und realistischen Jura Examensvorbereitung interessiert bist, dann ist dieses Interview für Dich gedacht.

Wie sieht die Examensvorbereitung konkret aus?

Das Ziel dieses Interviews ist es, Dir nicht nur abstrakte Ratschläge zu geben, sondern Dir ein konkretes Bild davon zu vermitteln, wie eine strukturierte und nachhaltige Jura Examensvorbereitung aussehen kann.

Thomas Bonerath spricht offen über seine eigene Studienzeit an der HU Berlin, seine Gründe, warum er sich gegen ein Unirepetitorium entschieden hat, und was ihm an Kleingruppen sowie individueller Betreuung besonders geholfen hat.

Eine Examensvorbereitung in Jura sollte natürlich auf den individuellen Lerntyp abgestimmt sein, um den Bedürfnissen der Jurastudierenden gerecht zu werden. Daher solltest Du dieses Interview nicht eins zu eins umsetzen, sondern aus ihm diejenigen Dinge mitnehmen, die zu Deinem Lernen passen.

Lesetipp

Wir haben übrigens auch noch viele weitere, nützliche Artikel auf unserem Blog, die Dir bei der Examensvorbereitung und in der Examensphase helfen können: Sei es die Erstellung eines Lernplans, die Wahl der richtigen Lernmaterialien (Stichwort: Lehrbuch oder Skript?) oder der richtigen Lernmethode.

Zur Person: ehemaliger Kursteilnehmer und Repetitor

Ass. jur. Thomas Bonerath ist ehemaliger Kursteilnehmer bei der Akademie Kraatz (1. Examen) und der Assessor Akademie (2. Examen) sowie seit 2019 Dozent im Öffentlichen Recht bei der Kraatz Group. Außerdem ist er seit 2024 Lehrbeauftragter an der Hochschule für öffentliche Verwaltung NRW.

Mehr über Thomas erfahrt Ihr auf seiner Dozentenseite.

II. Allgemeines zur Examensvorbereitung in Jura

Mario Kraatz: Thomas, was kannst du uns über Deine Vorbereitung auf das erste juristische Staatsexamen erzählen?

Thomas Bonerath: Zunächst einmal: Ich war ein Mensch, der anfangs wie viele andere vom Schein zum Schein gelernt hat. Das ist im Grundstudium in den ersten Semestern oft okay, aber für die echte Jura Examensvorbereitung reicht das langfristig nicht aus. Mir war recht früh klar, dass ich eine konsistente Struktur und einen Examensplan benötigte.

Es kommt allerdings maßgeblich darauf an, dass man langfristig das große Ganze versteht und nicht nur auf die Klausurthemen fixiert ist. Das ist ein Manko der universitären Ausbildung, die nur kurzfristige Anreize bietet.

Es gibt zwar verschiedene Vorlesungen, aber deren Themen hängen nicht zusammen und sie führen immer nur zielgerichtet auf die anstehenden Klausuren am Ende der Fachsemester hin. Im Examen kommt jedoch selten einmal ein Rechtsgebiet isoliert vor, sondern Du musst alles miteinander vernetzen und das Verhältnis der Rechtsgebiete untereinander verstehen.

Deshalb habe ich ein kommerzielles Repetitorium gewählt, bei dem ich für Zivilrecht, Strafrecht und Öffentliches Recht jeweils einen festen Dozenten hatte. Die Kontinuität – ein Dozent, der von Anfang bis Ende begleitet – war für mich entscheidend.

Mario Kraatz: Was waren aus Deiner Sicht die größten Herausforderungen?

Thomas Bonerath: Eine Herausforderung in der Examensvorbereitung ist es, dass man sich dazu motivieren muss, in allen Rechtsgebieten möglichst gut zu werden und eben nicht nur in den Fächern, die man persönlich gerne mag.

Um nämlich eine gute Examensnote, also ein Prädikat, erreichen zu können, muss man im gesamten Examensstoff relativ gut sein. Das ist bei solchen Rechtsgebieten, die einen nicht so sehr interessieren, eine Herausforderung.

Mario Kraatz: Warum ist diese Kontinuität so wichtig für die Jura Examensvorbereitung?

Thomas Bonerath: In der Universität sieht man oft nur Bruchstücke des Ganzen: für jeden Schein einen anderen Dozenten, manchmal wechselnde Themenschwerpunkte. Das führt dazu, dass Zusammenhänge fehlen.

Für die Jura Examensvorbereitung hingegen brauchst Du ein kohärentes Systemverständnis, nicht nur punktuelles Wissen. Ein Dozent, der ein Gebiet über Monate begleitet, zeigt Dir typische Querbeziehungen – etwa wie zivilrechtliche Dogmatik an bestimmten Stellen mit öffentlich-rechtlichen Fragestellungen korrespondiert oder wie typische strafrechtliche Sachverhalte zeitökonomisch geprüft werden.

Die wichtigsten Aspekte für Dich auf einen Blick

  • Langfristige, strukturierte Vorbereitung: Die Vorbereitung auf das Examen erfordert eine konsistente Struktur und das Verständnis des „großen Ganzen“
  • Vernetzung der Rechtsgebiete: Im Examen müssen die verschiedenen Rechtsgebiete miteinander vernetzt werden, da selten ein Rechtsgebiet isoliert geprüft wird.
  • Kontinuität in der Dozentenbetreuung: Ein Dozent, der das gesamte Gebiet (ZR, StR, ÖR) begleitet, sorgt für ein kohärentes Systemverständnis und zeigt die Zusammenhänge zwischen den Rechtsgebieten auf.

III. Motivation und Mindset

Mario Kraatz: Wie bleibst Du motiviert, wenn das Jura-Studium zum Marathon wird?

Thomas Bonerath: Das Jurastudium ist definitiv ein Marathon. Es ist wichtig, zu verstehen, dass die Jura Examensvorbereitung nicht mit kurzfristigen Lernzessionen funktioniert.

Die kleinen Erfolge motivieren

Motivation kommt oft aus Erfolgen: kleine, regelmäßige Fortschritte, Rückmeldung durch Dozenten und sichtbare Verbesserungen in den Klausuren.

Eine Lerngruppe motiviert

Ein weiterer Faktor ist die Gruppe: Wenn Du in einer kleinen, homogenen Lerngruppe bist, fällt es leichter, dranzubleiben. Austausch mit Kommilitonen, gegenseitiges Abfragen und Pausen zusammen haben bei mir viel geholfen.

Gleichzeitig solltest Du Dir auch erlauben, mal einen schlechten Tag zu haben. Perfektion ist nicht das Ziel – ein verlässliches Systemverständnis und die Fähigkeit, Prüfungsprobleme sauber zu lösen, schon. Diese Perspektive nimmt Druck und hilft bei der täglichen Motivation.

Mario Kraatz: Was sind typische mentale Fallen in der Vorbereitung?

Thomas Bonerath: Zwei Fallen sehe ich häufig.

Erstens das Auswendiglernen statt Verstehen. Viele versuchen, Skripte und Meinungsstreitigkeiten bis ins letzte Detail zu pauken. Das führt oft zu Zeitnot.

Zweitens die Kurzfriststrategie: Lernen nur für eine Klausur und dann weiterziehen. Für die Jura Examensvorbereitung brauchst Du systematische Wiederholung des Stoffes und dessen Anwendung.

Beide Fallen können vermieden werden, wenn Du einen verlässlichen Lernplan entwickelst und früh Klausuren trainierst.

IV. Uni-Repetitorium oder kommerzielles Repetitorium?

Mario Kraatz: Du hast das Unirepetitorium bewusst verworfen. Welche Nachteile siehst Du konkret?

Thomas Bonerath: Die folgenden Punkte waren für mich entscheidend:

  • Das Uni-Rep war zu theorielastig.
  • Wechselnde Dozenten und dadurch fehlende Kontinuität.
  • Mangel an individuellem Feedback: Universitäre Korrekturen sind oft wenig erklärend, was für Jurastudierende frustrierend sein kann. Die Qualität der Korrekturassistenten war auch sehr schwankend. Manche waren gut, andere eher weniger.

Gerade das Feedback-Problem ist gravierend

Bei Uni-Klausuren bekommst Du oft nur Noten ohne ausreichende Erklärung. Wenn Du nicht verstehst, warum etwas falsch war, wiederholst Du denselben Fehler.

In kommerziellen Repetitorien bekommst Du oft die Möglichkeit, mit dem Dozenten persönlich Deine Fehler nachzubesprechen – das hat mir sehr geholfen.

Mario Kraatz: Was hat das Repetitorium der Akademie konkret anders gemacht?

Thomas Bonerath: In der Akademie Kraatz waren die Gruppen klein, die Dozenten fest und das Feedback persönlich. Ich hatte Unterricht bei Dir im Zivilrecht, bei Dr. Norman Rhode im Strafrecht und bei Kai Renken im Öffentlichen Recht.

Wir hatten dabei eine Kombination aus aktiver Mitarbeit, Klausurtraining und gezieltem Nacharbeiten. Die Dozenten zeigten in klaren Struktur-Schemata, welche Streitstände für das Examen relevant sind und welche eher Hintergrundwissen bleiben können. Das reduziert Ballast und fokussiert die Jura Examensvorbereitung auf das, was zählt. Es wurde sich also auf das Wesentliche konzentriert und der examensrelevante Stoff war die Grundlage des Unterrichts.

Das hat mir an der Kleingruppe gefallen

Bei uns waren es knapp 15 Teilnehmer im Kurs, sodass es eine angenehme Gruppenharmonie gab. Man hatte dadurch auch einen guten Austausch mit den anderen Teilnehmern, und wenn man im Unterricht mitgearbeitet hatte, hatte man auch für die mündliche Prüfung daraus einen riesen Lerneffekt: Weil man das, was man davor nur aufgeschrieben hatte, auch noch einmal aussprechen konnte und der Dozent das dann kommentieren und Formulierungen korrigieren konnte.

Man hat im Repetitorium bei der Akademie Kraatz auch gelernt, mithilfe des Gesetzes zu lernen und das Gesetz zu verstehen, anstatt bloß auswendig zu lernen. Man hat gelernt, den juristischen Handwerkskoffer zu bedienen und auf verschiedene Fallkonstellationen anzuwenden. So hat man auch die Schwerpunktsetzung gut trainiert.

Alles in allem war ich mit der Vorbereitung in der Kleingruppe sehr zufrieden!

Gegenüberstellung Uni-Rep und Kleingruppe

Aspekt

Uni-Rep

Privates Repetitorium

Lernweise

oft theorielastig

klausurenorientiert

Dozenten

wechselnde Dozenten

ein Dozent je Rechtsgebiet

Mitarbeit

kaum möglich

individuelles Feedback in Kleingruppe oder Einzelunterricht

Klausurkorrektur

oft erst nach Wochen

zeitnah (bei uns im Einzelunterricht nach max. 48 Stunden)

 

V. Praktische Lernmethoden im Jurastudium

Mario Kraatz: Welche Lernmethoden haben Dir individuell am meisten geholfen?

Thomas Bonerath: Drei Methoden haben sich für mich als besonders effektiv erwiesen:

  1. Klausuren schreiben unter Prüfungsbedingungen (Examensklausuren, 5 h).
  2. Systematische Karteikartenarbeit, organisiert mit einem Spaced-Repetition-Programm (z. B. Anki).
  3. Lernstoff aktiv wiederholen in kleinen Lerngruppen: laut überlegen, durchsprechen, abfragen.

Thomas Bonerath: Das Zusammenspiel macht den Unterschied

Karteikarten sorgen für das Langzeitwissen, die Klausuren gewährleisten Prüfungsroutine und Zeitmanagement, und die Gruppe sichert Verständnis und hilft Dir bei der Motivation.

Wichtig ist, dass Du nicht nur stumpf auswendig lernst, sondern Karteikarten so formulierst, dass sie Anwendungswissen abfragen – Fragen, die Dich zwingen, Probleme zu erkennen und anzuwenden. Für die Karteikarten habe ich Anki genutzt.

Lesetipp: Wenn Du an wissenschaftlich erprobten Lernmethoden interessiert bist, die Dir die Phase der Examensvorbereitung erleichtern, lies Dir gerne unsere Artikel zur Pomodoro-Technik und zur Feynman Methode durch.

Mario Kraatz: Du hast Anki erwähnt. Wie genau hast Du das eingesetzt?

Thomas Bonerath: Ich habe Anki genutzt, um Karteikarten elektronisch zu erstellen und zu verwalten. Das Programm bringt Dir täglich eine Auswahl an Karten in Intervallen, sodass Du Wiederholungen optimal verteilst.

Ich habe die Karten selbst geschrieben – das ist wichtig, denn das Erstellen der Karteikarten ist schon ein Lernschritt. Die Karten habe ich meist so aufgebaut: Oben die Frage, unten die Antwort. Manchmal mit kurzen Beispielen oder Verweisen auf Gerichtsurteile.

Thomas Bonerath: Das Wiederholen war entscheidend!

Es ist wichtig, sich den Stoff mindestens fünfmal, besser öfter, anzusehen, nicht nur drei- bis viermal, da man ihn sonst bis zu den Prüfungen wieder vergisst. Das erfordert eine konsequente Wiederholungsstrategie.

Meine Karteikarten habe ich dann oft schon auf den langen Fahrten mit dem Bus zurück nach Hause das erste Mal wiederholt. Die Wiederholungen mit den Karteikarten habe ich nie vernachlässigt, egal wie lang der Lerntag dadurch wurde. Ich habe mir meine Karteikarten oftmals auch laut vorgelesen, so blöd das auch klingen mag. Das hilft aber zusätzlich zum Einprägen der Inhalte.

Mario Kraatz: Wie viele Karteikarten sind realistisch?

Thomas Bonerath: Es kommt auf Deinen Stil an. Ich hatte keine festen Zahlen, aber an manchen Tagen kamen schon 40 bis 50 Karten pro Fach zusammen. Das klingt viel, aber Anki verteilt die Wiederholungen. Qualität ist wichtiger als Quantität. Und: Das Schreiben der Karteikarten ist Teil des Lernprozesses – das darfst Du nicht auslagern.

VI. Schreiben von Klausuren: Qualität vor Quantität

Mario Kraatz: Wie viele Examensklausuren hast Du zur Übung geschrieben?

Thomas Bonerath: Übungsklausuren habe ich definitiv zu wenige geschrieben. Ich habe aber durch meine sehr ausgefeilten Karteikarten und die Lernstrategie, die ich damit verfolgt habe, schon vieles kompensiert, da ich mir teilweise ganze Formulierungen für etwa Obersätze so antrainiert habe. In der Klausur ist mir die Anwendung dadurch leichter gefallen.

Klausuren habe ich zum Trainieren des richtigen Zeitmanagements, aber vor allem im Strafrecht geschrieben. Denn dort bekommt man meist Zeitprobleme und weiß oft nicht, wie man die angefertigte Lösungsskizze in drei Stunden noch ausformuliert aufs Papier bekommt.

Grundsätzlich ist es aber schon ratsam, Übungsklausuren mitzuschreiben, um auch mit einem sicheren Gefühl und praktischer Erfahrung im Klausurenschreiben in die Examensprüfung zu gehen. So gesehen bin ich, was das angeht, wahrscheinlich nicht das beste Vorbild.

Was ich noch ergänzen möchte: Wichtig ist, dass man die Klausuren unter Examensbedingungen schreibt. Also nicht zwischendurch am Handy scrollen oder im Skript nach der Lösung suchen.

Mario Kraatz: Was bedeutet „auf das Wesentliche reduzieren“ beim Klausurenschreiben?

Thomas Bonerath: Viele Studierende versuchen, alles auszureizen: jede Meinung, jeden Meinungsstreit. Prüfer verlangen meist eine klare Lösung für die zentralen Probleme – keine Doktorarbeit. Das bedeutet:

  • Erkenne die Kernprobleme im Sachverhalt.
  • Prüfe zielgerichtet nach dem Gesetzeswortlaut, Sinn und Zweck und Schutzwürdigkeit. Die Arbeit am Gesetz ist entscheidend.
  • Schreibe klar und handwerklich sauber: Obersatz, Definition, Subsumtion, Ergebnis – und bei problematischen Punkten mehr Ausführlichkeit.

Mario Kraatz: Wie bist Du mit der korrigierten Klausur umgegangen?

Thomas Bonerath: Auch nach zwei oder drei Punkten in den Übungsklausuren muss man sich nach dem Gespräch mit dem Dozenten aufraffen und weitermachen und darf nicht aufgeben.

Jeder erlebt Rückschläge in der Examensvorbereitung. Aber die sind besonders lehrreich, da man Dinge, die man einmal falsch gemacht hat, wahrscheinlich nicht noch einmal falsch machen wird.

VII. Lernplan und Tagesablauf

Mario: Wie sah Dein typischer Tagesablauf in der Vorbereitungszeit aus?

Thomas Bonerath: Mein wöchentlicher Tagesablauf war relativ ausgeglichen. Mein Lernplan für einen Beispiel-Tag, an dem ich Unterricht im Repetitorium hatte, sah wie folgt aus:

  • Morgens: Vorbereitung auf den Gruppentag, ggf. Karteikarten durchgehen.
  • Vormittags: Kleingruppenunterricht in der Akademie Kraatz
  • Mittagspause mit zwei Kommilitonen – Erholung und über private Dinge geredet zum Entspannen.
  • Nachmittags bis abends: Bibliothekssession; Dinge mit Kommilitonen besprochen (Lerngruppe). Karteikarten schreiben und wiederholen, manchmal noch Klausurnachbereitung.
  • Später Abend: Freizeit, Sport oder ein Bierchen mit Freunden – Pausen sind wichtig.

Wichtig ist, dass Du Dir feste Zeiten für Wiederholungen einplanst. Das Konzept „Qualität vor Quantität“ gilt auch fürs Zeitmanagement: lieber konzentrierte Lerneinheiten und danach echte Erholung, als stundenlanges, unstrukturiertes Büffeln.

Mario: Wo hast Du gelernt? Bibliothek oder zu Hause?

Thomas Bonerath: Die Bibliothek ist in meinen Augen für die Jura Examensvorbereitung Gold wert. Dort konnte ich auch Originalentscheidungen lesen und Literaturhinweise nachschlagen. Daher habe ich auch immer in der Bibliothek meiner juristischen Fakultät gelernt.

Wenn in einer Klausur zum Beispiel ein Problem auftaucht, das ich nicht vollständig verstanden hatte, habe ich die Entscheidung, die in der Lösung angegeben war, gelesen. Dann habe ich mir die Argumente zur Vertiefung auf Karteikarten notiert. So nimmst Du aus einer Klausur deutlich mehr mit als nur die eigene Lösungsskizze – Du nimmst verschiedene Lösungswege und die Argumentation der Rechtsprechung mit.

VIII. Umgang mit Prüfungsangst und Rückschlägen im Jura-Studium

Mario: Viele haben Angst, im Examen durchzufallen. Wie gehst Du mit solchen Ängsten um?

Thomas Bonerath: Angst vor den Prüfungen ist normal. Wichtig ist, sie nicht zur Blockade werden zu lassen. Zwei Dinge helfen:

Erstens: Eine realistische und strukturierte Vorbereitung. Wenn Du einen Lernplan hast und diesen konsequent verfolgst, reduziert das die Angst.

Zweitens: Klausuren unter realen Bedingungen zu schreiben, nimmt die Angst vor dem Unbekannten und vor den Klausuren.

Und noch etwas: Das Examen ist nicht das Ende der Welt. Wenn Du durchfällst, ist das kein Weltuntergang – viele wiederholen und schaffen es beim zweiten Versuch. Entscheidend ist aber, beim Wiederholen die Strategie zu verändern, nicht nur mehr vom Gleichen zu tun.

Mario Kraatz: Wie sieht die Perspektive aus, wenn man knapp besteht oder knapp durchfällt?

Thomas Bonerath: Ein knappes Bestehen ist immer eine Leistung, und das solltest Du anerkennen.

Bei knappem Durchfallen gilt: Analysiere, was schiefgelaufen ist. Oft sind es methodische Mängel oder fehlendes Feedback. Individuelle Nachbereitung, vielleicht mit Einzelunterricht, kann dann sehr zielführend sein.

Die Akademie hat viele Beispiele von Leuten, die nach einem fehlgeschlagenen Versuch mit gezielter Einzelbetreuung deutlich besser abschnitten.

IX. Zusammenfassung der wichtigsten Punkte

Aspekt

Das solltest Du beachten

Motivation und Mindset

– Motivation durch kleine Fortschritte und regelmäßiges Feedback (z.B. durch einen erfahrenen Dozenten)

Meine Lernmethoden

– Klausuren schreiben unter Prüfungsbedingungen

– Karteikartenarbeit mit Spaced Repetition (z. B. Anki)

– Aktives Wiederholen in Lerngruppen

Uni-Rep vs. kommerzielles Repetitorium

– Uni-Rep: zu theorielastig, wechselnde Dozenten, wenig individuelles Feedback

– Kommerzielles Repetitorium: Kontinuität, kleine Gruppen, individuelles Feedback

Klausurtraining

– Qualität vor Quantität: Fokus auf wesentliche Probleme im Sachverhalt

– Übungsklausuren unter realen Bedingungen

Lernplan und Tagesablauf

– Beispiel-Tagesablauf: morgens Vorbereitung, vormittags Kleingruppenunterricht, nachmittags Bibliothek, abends Freizeit

– Wichtig: Feste Zeiten für Wiederholungen und Pausen einplanen

Umgang mit Prüfungsangst

– Realistische und strukturierte Vorbereitung

– Klausuren unter realen Bedingungen üben

Feedback und Fehleranalyse

– Wichtig für das Lernen: Fehleranalyse und gezieltes Nachbesprechen

Wo lernen?

– Die Bibliothek ist ein idealer Lernort für die Jura Examensvorbereitung: Es ist ruhig, ablenkungsfrei und Du hast sämtliche Ressourcen zum Nachschlagen

 

X. Fazit: Mit der richtigen Vorbereitung schaffst Du die Examensklausuren und die mündliche Prüfung

Wir bedanken uns herzlich bei Thomas Bonerath für die offenen Einblicke in seine Erfahrung mit der Jura Examensvorbereitung. Mit Ausdauer, Beharrlichkeit und dem richtigen Lernplan wirst auch Du Deine eigene Examensvorbereitung meistern und Dein Ziel, Juristin oder Jurist zu werden, erreichen.

Auch ein Prädikatsexamen – als Türöffner für die begehrten Jobs in der Justiz oder Großkanzlei – ist mit der richtigen Vorbereitung ein realistisches Ziel und erreichbar.

Nach dem ersten Staatsexamen folgt dann der Beginn des Referendariats. Auch zum Referendariat haben wir sehr viele interessante Artikel für Dich auf unserem Blog und begleiten Dich auch gerne mit der Assessor Akademie auf Deinem Weg zum 2. Staatsexamen.

Wenn Du mehr erfahren möchtest oder Unterstützung im Jurastudium oder bei Deiner Vorbereitung auf das 1. Staatsexamen suchst, schau Dir auch sehr gerne die Angebote der Kraatz Group an oder vereinbare ein persönliches, kostenloses Beratungsgespräch. Wir freuen uns auf Dich.

RA Mario Kraatz

Gründer der Kraatz Group

XI. Die wichtigsten Fragen zur Vorbereitung auf das Examen

Abschließend möchten wir noch auf einige Fragen eingehen, die uns besonders häufig von Examenskandidaten gestellt werden.

1. Wie viel Lernzeit sollte ich einplanen, um mich auf das Examen vorzubereiten?

Die durchschnittliche Vorbereitungszeit liegt nach unserer Erfahrung zwischen einem Jahr bis zu anderthalb Jahren. Mit guten Vorkenntnissen oder für die Vorbereitung auf Deinen Verbesserungsversuch ist jedoch auch eine Examensvorbereitung zwischen 6 und 9 Monaten möglich.

2. Sollte ich ein Repetitorium besuchen oder lieber selbstständig lernen?

Das hängt von der persönlichen Lernpräferenz ab. Ein Repetitorium bietet strukturierte Lernpläne und regelmäßige Klausuren sowie den aktiven Austausch mit erfahrenen Dozenten. Daher entscheiden sich letztlich über 90 % aller Jurastudenten für ein privates Repetitorium.

3. Wie erstelle ich einen effektiven Lernplan für meinen Lerntyp?

Ein strukturierter Examensplan hilft dabei, den Überblick zu behalten. Er sollte stets individuell auf Dich, Deinen Kenntnisstand und Deinen Lerntyp ausgerichtet sein. Die Lernplanerstellung ist ein sehr umfassendes Thema, weshalb ich Dir an dieser Stelle unseren ausführlichen Ratgeber verlinke: Jura Lernplan richtig für das 1. Examen erstellen

4. Was ist besser fürs Jurastudium: Skripte oder Lehrbücher?

Für die meisten Jurastudenten eignen sich Skripte besser als Lehrbücher. Dies liegt daran, dass Skripte klausurenorientierter und auch prägnanter sind. Sie sind auf das Wesentliche reduziert, während Lehrbücher ein Rechtsgebiet möglichst umfassend darstellen wollen. In der Examensvorbereitung ist auch die Zeit ein entscheidender Faktor: Es ist oftmals schlicht nicht möglich, zu jedem Rechtsgebiet ein Lehrbuch mit vielen hundert Seiten zu lesen, weshalb Jurastudierende lieber mit Skripten arbeiten sollten. Für die meisten Kandidatinnen und Kandidaten sind Skripte daher die bessere Wahl. Wenn Du mehr zu dem Thema „Lehrbuch vs. Skript“ erfahren möchtest, haben wir hierzu einen eigenen Artikel verfasst: Jura Lehrbuch oder Skripte?

5. Wie wichtig ist das Klausurenschreiben während der Vorbereitung?

Das Schreiben von Klausuren (auf Examensniveau) ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Vorbereitung auf die erste juristische Staatsprüfung. Es ist absolut essenziell, um die eigene Leistungsfähigkeit zu testen und noch bestehende Schwächen (insbesondere bei Klausurtaktik und Schwerpunktsetzung) zu identifizieren.

6. Was sind die häufigsten Fehler in den schriftlichen Examensklausuren?

Die folgenden Fehler sind sehr häufig in Examensklausuren. Manche wirken trivial, werden jedoch leider oftmals gemacht und führen immer zu Punktabzügen:

  • Unleserliche Schrift
  • Sachverhalt und Bearbeitervermerk werden nicht beachtet
  • Unstrukturierte Prüfung der Anspruchsgrundlagen
  • Keine erkennbare Gliederung der Klausur
  • Fehlerhafte Rechtschreibung und Grammatik

7. Wie wichtig ist die mündliche Prüfung?

Sehr wichtig. Die mündliche Prüfung zählt – je nach Bundesland – nicht nur bis zu 40 % der gesamten Examensnote, sondern in der mündlichen Prüfung ist es außerdem auch leichter, eine hohe Punktzahl zu erreichen, als in den schriftlichen Klausuren.

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Wir hoffen, Dir für Dein Studium oder Dein Referendariat hilfreiche Inhalte (Content) bereitgestellt zu haben. Wenn auch Du Dir auf dem Weg hin zum 1. Staatsexamen und dem 2. Staatsexamen den entscheidenden “Kick” nach vorne geben möchtest, informiere Dich hier gerne weiterführend über unsere Angebote.

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